Als Cycle Breaker oder Cycle Breakerin ist man im Allgemeinen bemüht, alte Familienmuster zu durchbrechen und damit auch weniger zu schreien, weniger Drama zu leben und mehr echte Verbindung herzustellen. Und doch geht es mir noch immer so, dass ich manchmal ausflippe und meine Emotionen hohe Wellen schlagen. Warum ich heute nicht mehr denke, dass ich versage, sondern weiß, dass es dazu gehört – und wie ich damit umgehe – erfährst du in diesem Artikel.
Bevor du weiterliest: Wenn dich dieses Thema gerade oder während dem Lesen zu sehr bewegt oder triggert, gönn dir eine Pause. Du entscheidest, was sich für dich sicher anfühlt.
Was ist Cycle Breaking?
Falls der Begriff für dich neu ist, hier eine Erklärung in Kurzfassung:
Cycle Breaking bedeutet zu Deutsch „Zyklusunterbrechung“. Als Cycle Breaker bezeichnet man daher Menschen, die bewusst gewisse (ungünstige) Zyklen unterbrechen wollen. Im Speziellen geht es dabei vor allem um negative Muster und Konditionierungen, die über Generationen in Familien gelebt und weitergetragen wurden. Die aber eben negative Auswirkungen haben und es daher eine Unterbrechung braucht, um den Kreislauf zu stoppen.
Dabei ist Cycle Breaking übrigens nicht nur im familiären Kontext ein Thema, sondern auch immer mehr im Arbeitsumfeld. Gerade wenn es darum geht, dass Unternehmen übernommen und anders weitergeführt werden, müssen auch Zyklen – in dem Fall z.B. Abläufe – verändert werden. „Das haben wir schon immer so gemacht.“ war zwar vielleicht so, muss deshalb nicht der richtige Weg für die heutige Zeit und Zukunft sein.
Cycle Breaking findet sich also quasi überall. In allen Lebensthemen, in denen Menschen den alten Stiefel nicht mehr weiter durchziehen wollen, weil er nicht mehr passt. Allem voran in den familiären Beziehungen und im Umgang miteinander. Es geht darum, sich von alten Denk- und Verhaltensmustern zu lösen, die eigentlich schädlich waren. Und somit in Beziehungen allgemein und besonders als Eltern mit Kindern neue Wege der Begleitung zu gehen und Verbindung für ein gesundes Aufwachsen und Miteinander zu schaffen.
Wichtig ist aber auch: Cycle Breaking heißt nicht nur, alte Muster zu durchbrechen, sondern auch neue, gesunde Wege bewusst zu gestalten. Für mehr Verbindung, Sicherheit und Freude im Miteinander.
Die Wahrheit über Cycle Breaking
Eltern, die sich mit dem Thema Cycle Breaking beschäftigen, haben etwas ganz Wichtiges verstanden: Sie haben erkannt, dass früher eben doch nicht alles besser war. Besonders durch die Welle der Persönlichkeitsentwicklung kommen viele Menschen an den Punkt, dass sie sich selbst und ihre Vergangenheit reflektieren. Dabei fällt vielen auf, dass die Erziehungsmethoden von früher heute nicht nur einfach abgelehnt werden. Viel mehr wird auch immer mehr bekannt, welche Folgen diese noch bei Erwachsenen zeigen. Ein negatives Selbstbild durch ständige Kritik oder Perfektionismus durch fehlende Fehlerkultur sind nur zwei Beispiele dafür. Es ist also wundervoll, dass immer mehr Menschen zum Cycle Breaker oder zur Cycle Breakerin werden möchten und ES anders machen möchten als Generationen zuvor.
Doch was mutig und motiviert klingt, zeigt sich als eine echte Herausforderung im Alltag mit Familie. Alleine das Wissen über schädliche Muster und Erziehungsmethoden, die nicht wiederholt werden wollen, reicht leider nicht aus. Schließlich sind diese negativen Systematiken doch ganz stark in uns verankert. So stark, dass es gar nicht so leicht ist, sie von heute auf morgen zurückzulassen.
Alles, was wir erlebt haben und uns geprägt hat, wurde zu unserem Normal. Und dieses Normal zu unterbrechen, ist eine Aufgabe für sich. Manchmal eine Lebensaufgabe.
Sina Kunz
Wir Cycle Breaker sind auch nur Menschen
Meine persönliche Erfahrung hat mir gezeigt, dass gerade wir Cycle Breaker besonders hohe Ansprüche an uns haben. Eben genau geprägt durch die Methoden von früher: dass wir alles richtig machen sollten, bloß nicht auffallen, immer lieb und nett sein und bei Fehlern „eins auf den Deckel“ bekommen haben. Geprägt durch dieses Mindset gehen wir also daran, die veralteten, schädlichen Muster zu durchbrechen. Und wollen nun zwar alles anders machen – aber trotzdem irgendwie richtig.
Und hier kommen zwei wichtige Faktoren ins Spiel:
- Wer sagt uns, was „richtig“ ist?
Abgesehen von Methoden, die z.B. von Gewalt geprägt sind und es offensichtlich ist, dass sie nicht richtig sind, ist es gar nicht so leicht, darauf eine Antwort zu finden. Gleichzeitig gibt es heute mindestens genau so viele moderne Erziehungsmethoden, wie Ratgeber dazu, die uns sagen wollen, was „richtig“ ist. Hier fehlt aus meiner Sicht allerdings ganz stark der individuelle Aspekt. Was für die eine Person und Familie stimmig ist, kann für die andere vollkommen unpassend sein. Hier spreche ich nicht nur aus Erfahrung, sondern auch durch das Wissen über unsere individuelle Identität und Bedürfnisse aus Sicht von Human Design und Ayurveda. - Wo sind die Vorbilder?
Da das Thema ein Generationenthema ist und noch sehr neu, fehlen der heutigen Elterngeneration die Vorbilder. Dadurch mangelt es an Orientierung, die viele in Ratgebern & Co. suchen, aber eben nicht spezifisch genug finden.
Diese beiden Faktoren lassen uns Cycle Breaker häufig ein wenig ratlos zurück.
Selbst wenn wir einen Punkt in unserer Biografie erkannt haben, den wir nicht wiederholen möchten. Und dann sogar auf eine moderne Methodik gestoßen sind, die uns hilft, an der Stelle neue Wege zu gehen. So kommen wir trotzdem häufig an den Punkt, dass es nicht immer funktioniert. Und das hat damit zu tun, dass wir eben auch nur Menschen sind. Menschen, die die alten Muster in sich tragen und die gerade im Familienkontext getriggert werde. Da braucht es dann nicht nur neue Methoden im Cycle Breaking, sondern auch bezogen auf die eigenen, nervlichen Kapazitäten.
Triggerpunkte – Wie Kinder genau den richtigen Knopf finden
Vielleicht kennst du das auch? Du wünschst dir ein harmonisches und zugewandtes Miteinander. Anders, als du es früher als Kind selbst erlebt hast. Und dann passiert es: Ein Moment, ein Satz, der deinen Puls nach oben jagt und du flippst aus. Ich kenne das jedenfalls zu gut. (An der Stelle sei erwähnt: Ich sage gern „ausflippen““, weil es für mich ausdrückt, wie heftig es sich anfühlt. Aber eigentlich geht es um emotionale Überforderung, die mein Nervensystem in dem Moment nicht regulieren kann.)
Was sich in diesen Momenten zeigt sind alte Erfahrungen, vor allem aus der Kindheit, die in unserem Nervensystem abgespeichert sind. Eine Situation im Heute triggert – also erinnert uns – plötzlich emotional an früher. Das passiert häufig vollkommen unbewusst. Unser inneres System schaltet in diesen Momenten auf Alarm. Das ist keine bewusste Entscheidung, sondern eine automatische Schutzreaktion unseres Nervensystems. Wir fühlen uns bedroht, überfordert oder verletzt. Und reagieren dann mit (alten) Schutzmechanismen.
Es sind also eigentlich überhaupt nicht unsere Kinder, die da nach irgendwelchen „Knöpfen“ suchen. Sondern es ist unsere individuelle, persönliche Sollbruchstelle im Nervensystem. Der Punkt, an dem unser inneres System sofort den Alarmknopf betätigt. Diese Reaktionen waren einmal überlebenswichtig für uns. Heute passen sie oft nicht mehr zu unserem Leben und genau das macht es so herausfordernd.
Die unterschiedlichen Reaktionsmuster
Je nachdem, wie unser Nervensystem geprägt ist und welchem Persönlichkeitstyp wir entsprechen, zeigen sich die Muster, in die wir durch einen Triggermoment fallen, unterschiedlich.
Aus Sicht der Traumaforschung und Psychologie gibt es folgende Schutzmechanismen:
- Fight (Kampf) → wütend und / oder laut werden, streiten
- Flight (Flucht) → weglaufen, sich entziehen, das Thema wechseln
- Freeze (Erstarren) → wie gelähmt sein, nicht mehr sprechen können / wollen, „dicht“ machen
- Fawn (Gefallenwollen) → Emotionen unterdrücken, es allen recht machen, Konflikte vermeiden
Diese Schutzmechanismen sind übrigens nichts Schlechtes. Sie haben uns früher geholfen, mit bedrohlichen Situationen umzugehen. Nur passen sie oft nicht mehr zu unserem heutigen Leben und das macht es so herausfordernd.
Auch als Cycle Breaker rutschen wir manchmal in diese alten Muster weil das Nervensystem Sicherheit sucht. Der Schlüssel ist, das zu erkennen und sich selbst liebevoll zurückzuholen. Klingt einfach, ist es aber nicht. 😉
Mein Ausflippen und wie ich damit umgehe
Wie du dir nun wahrscheinlich denken kannst, ist einer meiner typischen Schutzmechanismen der sogenannte Fight-Modus. Fühle ich mich getriggert, so werde ich in diesen Situationen gerne mal laut. Das ist eine Seite des Fight-Modus. Doch Fight bedeutet für mich nicht nur laut werden, sondern auch, dass ich mich abgrenzen kann oder für meine Bedürfnisse einstehe. Das ist nicht nur negativ, sondern auch eine wichtige Stärke. Das gefällt mir selbst natürlich nicht und doch weiß ich, dass ich da ganz schwer aus meiner Haut komme und sehr geduldig mit mir sein darf. Denn auch wenn ich weiß, dass Laut werden kontraproduktiv ist und noch dazu verbale Gewalt sein kann, so ist es eben auch ein Schutzmechanismus.
Meine wichtigsten Schritte, wenn ich „ausflippe“:
Ich versuche, mich selbst liebevoll wahrzunehmen und anzuerkennen, dass ich noch an manchen Themen arbeiten darf. Ich erinnere mich daran, dass Fight nicht immer laut oder verletzend sein muss, sondern auch bedeuten kann, für mich einzustehen, was eine echte Stärke ist. Und ich entschuldige mich, wenn es nötig ist. Gleichzeitig sehe ich meinen Fortschritt: Heute finde ich viel schneller wieder in meine Ruhe zurück als früher.
Warum das Ausdrücken von Emotionen zu mir gehört
Neben dem, dass mein Nervensystem durch das Ausflippen und Kämpfen (Fight-Modus) in den Situationen zeigt, dass es am Rande seiner Kapazität ist, kommt ein wichtiger Punkt hinzu: Das Ausdrücken von Emotionen gehört auch zu mir und meiner Persönlichkeit.
In meinem Human Design-Chart ist das Emotionalzentrum definiert und noch dazu mit dem Kehlzentrum verbunden. Wenn du von Human Design keine Ahnung hast, dann ist das gar nicht schlimm! 😉 Das bedeutet einfach, dass ich zum einen dafür gemacht bin, tiefe Emotionen und emotionale Wellen zu fühlen. Und gleichzeitig auch, diese auszudrücken. Gerade mein Kanal 12-22 steht dabei für emotionale Tiefe, Ausdruckskraft und sogar eine kreative Art, Gefühle nach außen zu bringen – in Worten, Stimme oder auch in künstlerischer Form. Das heißt, es geht bei mir nicht nur ums Ausflippen, sondern auch um die Fähigkeit, Gefühle intensiv wahrzunehmen und sie auf meine eigene Art mitzuteilen.
Es ist also nicht verwunderlich, dass mein Nervensystem in diesem Modus reagiert und nicht beispielsweise in eine Erstarrung verfällt oder ich aus der Situation flüchte. Denn es ist mein Modus. Ich bin von Natur aus gemacht für Emotionen. Diese in mir zu fühlen und auch auszuhalten, was sich für andere vielleicht viel anstrengender anfühlen kann.
Für mich ist es deshalb ein Stück weit auch gar nicht schlimm, in den Fight-Modus zu gehen. Das, was für mich persönlich daran störend ist, ist das Wissen, was es bei meinem Gegenüber verursacht oder verursachen kann. Bzw. die Distanz, die es zwischen uns herstellt.
Und wichtig: Human Design ist keine Ausrede! Mein Chart erklärt meine starken Emotionen. Aber es heißt nicht, dass ich nichts daran ändern kann oder ich diesen ausgeliefert bin. Im Gegenteil: Es hilft mir, bewusster damit umzugehen.
Fazit
Genau deshalb geht es für mich persönlich als Cycle Breakerin nicht darum, Emotionen zu unterdrücken. Es geht viel mehr darum, meine Kapazität aus Sicht des Nervensystems zu erweitern und gleichzeitig alte Themen und Situationen aufzuarbeiten, mit denen die Emotionen verknüpft sind und aus denen sie noch heute rühren. Und für dich können es ganz andere Gründe und Punkte sein, auf dem Weg des Cycle Breakings.

Wer schreibt hier?
Hey, ich bin Sina Kunz und als ganzheitlicher Gesundheits- und Persönlichkeitscoach für Familien unterstütze ich dich und deine Lieben dabei ein gesundes, glückliches Leben zu führen, das euch und eurem Naturell entspricht.
Auf meinem Blog findest du viele Tipps und Inspirationen rund um die Themen Ernährung, Gesundheit, Achtsamkeit und Persönlichkeit. Aber auch über meinen eigenen beruflichen Weg von der Architektin zum Coach und persönlichen Themen liest du hier immer mal wieder.
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P.S.: Human Design hat mir geholfen, mich selbst und u.a. meine emotionalen Wellen besser zu verstehen. Es kann auch dir helfen, dich als Cycle Breaker:in liebevoller anzunehmen und neue Wege in deiner Familie zu gehen. Magst du herausfinden, wie? Hier findest du meine Angebote.

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Wow, liebe Sina, was für ein Werk! Tatsächlich ist der Begriff Cycle-Breaking neu für mich, aber ich kann es sicher auch als generationsübergreifende Musterunterbrechnung benennen. Ok, klingt sperriger. Tatsächlich haben wir auch solche Muster in der Familie und die Reaktionen, die du beschreibst, kenne ich gut. Ich denke, wir können nur Dinge ändern bzw. Muster unterbrechen, wenn wir nach uns selbst schauen und uns selbst beobachten. Da stecken so viele Möglichkeiten drin. Und ja, Human Design ist sicher sehr spannend und bereichernd, was das angeht. Aber auf jeden Fall nicht als Ausrede herzuziehen.
Ich sage danke und ganz liebe Grüße!
Susanne