Der Ayurveda stammt aus den hinduistischen Veden, die vor ca. 5000 Jahren im heutigen Indien in Sanskrit verfasst wurden. Es folgt eine kleine Übersicht der wichtigsten Begriffe im Ayurveda, ein Ayurveda-Glossar.
Agni
Das Verdauungsfeuer steht für die Transformationsprozesse, physisch und mental. Es hat seinen Hauptsitz im Magen-Darm-Bereich, wo es wichtige Prozesse für die Verdauung der Nahrung einleitet. Doch es gibt noch weitere Bereiche in unserem Körper, in denen die verschiedenen Typen von Agni sitzen. So ist es auch für die Verdauung unserer Gedanken und Gefühle zuständig. Mehr Infos zu Agni findest du hier.
Ama
Der Ayurveda geht davon aus, dass es Unverdautes bzw. vom Körper nicht verarbeitete Nahrungsbestandteile gibt, die sich im Magen-Darm-Trakt sammeln. Sowie auch an anderen Orten im Körper. Alles Unverdaute wird dann zu einer giftigen, klebrigen und übelriechenden Substanz, die sich Ama nennt. Je mehr Ama entsteht, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Krankheiten entstehen. Mehr zu Ama kannst du hier lesen.
Ayurveda
Übersetzt bedeutet Ayurveda = Die Wissenschaft des Lebens,
Ayus = Leben / Gesundheit, Veda = das Wissen
Mehr dazu kannst du hier lesen.
Ayurvedische Medizin
Die Ayurvedische Medizin umfasst 8 Hauptzweige:
- Kinderheilkunde
- Frauenheilkunde
- Geburtshilfe
- Augenheilkunde
- Chirugie
- Allgemeinmedizin
- Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde
- Geriatrie (Medizin des alternden Menschen)
Dabei unterscheidet sich die ayurvedische Medizin in der Herangehensweise sehr von der Schulmedizin. Im Ayurveda wird der Mensch individuell betrachtet und behandelt. Ayurveda ist damit eine subjektive Medizin, die vor allem auf Beobachtung basiert und für Jede/n eine individuelle Lösung bietet. Mehr dazu kannst du hier lesen.
Basti
Ölanwendungen wird im Ayurveda eine hohe Bedeutung zugeschrieben – äußerlich angewendet, wie innerlich. Zu letzteren gehört der Basti, eine ayurvedische Einlaufbehandlung, bei der medizinisch wirksame Öle z.B. Sesamöl oder Kräuterauszüge rektal eingeführt werden. Insbesondere bei einer Vata-Dysbalance werden Basti-Anwendungen empfohlen.
Charaka Samhita
Übersetzt bedeutet es „Die Sammlung der Charaka“. Verfasst von Charaka, einem Arzt im heutigen Indien vor ca. 5.000 Jahren, ist es die älteste Schriftensammlung der Veden. Sie wurde in Sanskrit geschrieben, umfasst 120 Kapitel in 8 Abschnitten und stellt damit die Grundlage und Abhandlung des Ayurveda dar.
Churna
Übersetzt bedeutet Churna: grobkörnig oder fein gemahlen, was der Konsistenz entspricht. Churnas sind Kräuter und Gewürze in Pulverform, die eine medizinische Wirkung haben. Dabei kann es sich jeweils um einzelne Kräuter handeln oder um Kräutermischungen. Jedes Kraut und jede Mischung hat eine andere Wirkung. So gibt es insbesondere für die verschiedenen Konstitutionstypen individuelle Churnas zu Unterstützung z.B. bei der Verdauung.
Dhatus
Der Ayurveda kennt 7 Gewebe, die sich Dhatus nennen:
- Rasa Dhatu: Plasma
- Rakta Dhatu: Blut
- Mamsa Dhatu: Muskeln
- Meda Dhatu: Fett
- Asthi Dhatu: Knochen
- Majja Dhatu: Nerven
- Sukra Dhatu: Fortpflanzungsgewebe
Sofern Prana, die Lebensenergie unseren Körper gut durchfließt, funktionieren, laut Ayurveda, die Körpergewebe gut und werden alle versorgt. Dabei spielt auch das individuelle Gleichgewicht der Dosha-Zusammenstellung sowie gut funktionierendes Agni eine wichtige Rolle.
Dosha
Gemäß der ayurvedischen Lehre besteht alles aus den fünf Elementen (Erde, Feuer, Luft, Raum und Wasser). Jeweils zwei Elemente bilden ein Dosha. Es gibt drei Doshas:
- Vata: Luft und Raum
- Pitta: Feuer und Wasser
- Kapha: Erde und Wasser
So hat auch jeder Mensch alle Elemente in sich vertreten, jedoch in unterschiedlich starker Ausprägung. Je nachdem welche Elemente vorherrschen ergibt sich der sogenannte Konstitutionstyp, der Dosha-Typ. Dabei gibt es Haupttypen (Vata, Pitta und Kapha) und Mischtypen (Mischung von zwei oder allen drei Doshas). Das individuelle Dosha bestimmt die körperlichen und geistigen Anlagen, Eigenschaften und Funktionen eines Menschen, findet sich aber auch im Tagesverlauf und in den Jahreszeiten wieder.
Ghee
Ghee ist geklärte Butter und wird im Ayurveda vielfältig genutzt. Nicht nur zum Kochen, sondern u.a. auch zu Reinigungszwecken. Es gilt als Lebensmittel und Medizin gleichermaßen und wird auch als das „goldene Elixier“ bezeichnet. Im gut sortierten Supermarkt kannst du Ghee fertig kaufen. Doch du kannst es auch ganz leicht selbst machen. Ein Rezept findest du hier.
Gunas
Neben der körperlichen Konstitution (Vata-Pitta-Kapha) besitzen wir auch eine geistige Konstitution. Diese wird durch die drei Gunas charakterisiert: Sattva, Rajas und Tamas.
Kapha
Eines der drei Bioenergien, der Doshas, ist Kapha und setzt sich aus den Elementen Erde und Wasser zusammen. Es bedeutet wörtlich „Schleim“ und hat seinen Hauptsitz im Magen. Kapha steht allgemein für Struktur und Stabilität und ist z.B. für unseren Körperbau zuständig. Die Eigenschaften des Kapha-Doshas sind schwer, langsam, kalt, ölig, flüssig, schleimig, weich und grobstofflich. Das Kapha-Dosha herrscht bei den Jahreszeiten im Winter vor und im Tagesverlauf zwischen 18 und 22 Uhr sowie zwischen 06 und 10 Uhr.
Ojas
Laut den vedischen Schriften ist Ojas die feinste Essenz unserer Verdauung, die für uns nicht greifbar ist, aber einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit und Energie hat. Ojas bedeutet soviel wie Körperstärke und Vitalkraft. Es durchdringt unseren gesamten Organismus und hat seinen Hauptsitz im Herz. Ojas gilt als Grundlage für Immunabwähr, Vitalität, Fruchtbarkeit, Ausstrahlung und Lebensfreude. Ein Mangel an Ojas zeigt sich durch körperliche Schwäche, schlechte Immunabwehr, Anfälligkeit für Infektionen, fade Haut und Unfruchtbarkeit
Panchakarma
Die sog. „Königstherapie“ im Ayurveda ist die Panchakarma-Kur. Pancha heißt „fünf“ und Karma soviel wie „Handlung“, was erklärt, dass diese Detox-Kur typischerweise aus fünf Therapieabschniten besteht:
Traditionell beinhaltet die Panchakarma Kur diese 5 Handlungen:
- Vamana: Therapeutisches Erbrechen
- Virechana: Therapeutisches Abführen
- Nasya: Reinigung der Nasengänge
- Basti: Therapeutischer Einlauf
- Rakta Moksha: Blutreinigung mittels Blutegeln oder Aderlass
Eine klassische Panchakarma-Kur dauert 7-13 Tage. In dieser Zeit werden täglich u.a. Ölmassagen und Dampfbehandlungen angewendet. Alles mit dem Ziel: Gifte aus dem Körper, insbesondere den tiefen Geweben, zu lösen, aus dem Körper zu entfernen und so die individuelle Dosha-Balance wieder herzustellen. Mehr zu Panchakarma-Kur kannst du hier lesen. Und zum ayurvedischen Detox allgemein hier.
Pitta
Eines der drei Bioenergien, der Doshas, ist Pitta und setzt sich aus den Elementen Feuer und Wasser zusammen. Es bedeutet wörtlich „Galle“ und hat seinen Hauptsitz im Dünndarm. Pitta steht allgemein für die Transformation in unserem Körper und ist z.B. für die Wärmeregulierung, Intelligenz, psychische Emotionen wie Wut und das Sehvermögen zuständig. Die Eigenschaften des Pitta-Doshas sind heiß, scharf, durchdringend, leicht ölig, leicht bewegt und sauer. Das Pitta-Dosha herrscht bei den Jahreszeiten im Sommer vor und im Tagesverlauf zwischen 10 und 14 Uhr sowie zwischen 22 und 02 Uhr.
Prakruti
Die Ur-Dosha-Konstitution, also die individuelle Ausprägung der Elemente eines Menschen zum Zeitpunkt der Geburt, wird Prakruti genannt. Sie beschreibt unseren natürlichen Grundzustand, die Urnatur eines jeden Menschen. Sind wir in diesem Grundzustand, spricht man im Ayurveda davon, dass man in seiner individuellen Balance ist. Sofern sich diese im Laufe des Lebens ändert, spricht man dann von Vikruti. Was unsere Urnatur verändert sind z.B. Lebensstil, Ernährung und unser Umfeld und bringen uns aus unserem individuellen Gleichgewicht in eine Dysbalance. Die Urnatur, sowie die Abweichung davon, kann man im Rahmen einer Dosha-Analyse feststellen.
Rajas
Eines der drei Gunas ist Rajas. Es steht für Aktivität, Leidenschaft, Ruhelosigkeit und Wagemut. Rajasische Nahrung ist scharf, würzig und salzig. Sie wirkt reizend, anregend und verführerisch. U.a. folgende Lebensmittel haben Rajas-Qualitäten: saures Obst, Apfel, Banane, Hirse, Mais, Buchweizen, Kartoffel, Nachtschattengewächse, Blumenkohl, Brokkoli, Spinat, rote Linsen, saure Sahne, Fisch und Hühnerfleisch. Mit diesen Lebensmitteln (in großer Menge) kann man eine rajasische Wirkung unterstützen oder durch Vermeiden reduzieren. Reduzieren macht z.B. häufig bei Menschen mit einem zu hohen Pitta-Anteil (auf mentaler Ebene) Sinn.
Sattva
Eines der drei Gunas ist Sattva. Es steht für Klarheit, Tugend, Bewusstsein und Harmonie. Sattvische Nahrung ist leicht und gut verdaulich. U.a. folgende Lebensmittel haben Sattva-Qualitäten: Mango, Granatapfel, Kokosnuss, Feige, Pfirsich, Birne, Reis, Süßkartoffel, Salat, Petersilie, Rosenkohl, Mung-Bohnen und Milch.
Tamas
Eines der drei Gunas ist Tamas. Es steht für Interaktivität, Unwissenheit, Verblendung und Dumpfheit des Geistes. Tamasische Nahrung ist schwer, wirkt dumpf, deprimierend und fördert Müdigkeit. U.a. folgende Lebensmittel haben Tamas-Qualitäten: Avocado, Wassermelone, Pflaume, Aprikose, Weizen, brauner Reis, Pilze, Knoblauch, Zwiebel, Kürbis, Käse, Rindfleisch, Lammfleisch und Schweinefleisch. Mit diesen Lebensmitteln (in großer Menge) kann man eine tamasische Wirkung unterstützen oder durch Vermeiden reduzieren. Reduzieren macht z.B. häufig bei Menschen mit einem zu hohen Kapha-Anteil (auf mentaler Ebene) Sinn.
Vastu
Ayurveda ist mehr als „nur“ ein Gesundheitssystem. Und doch wirken sich alle Bereiche unseres Lebens automatisch auf unsere Gesundheit aus. So auch unsere Umgebung. Vastu bescheibt die vedische Baubiologie und Architektur. Auch hier geht es u.a. um die fünf Elemente, die entsprechend der Himmelsrichtungen wirken und Einfluss auf uns und unsere Räume nehmen. Mehr zu Vastu findest du hier.
Vata
Eines der drei Bioenergien, der Doshas, ist Vata und setzt sich aus den Elementen Raum und Luft zusammen. Es bedeutet wörtlich „Wind“ und hat seinen Hauptsitz im Dickdarm. Vata steht für die Bewegung in unserem Körper z.B. von Atem, Herz und Verdauung. Es hat außerdem starken Einfluss auf unser Nervensystem. Die Eigenschaften des Vata-Doshas sind rau, trocken, beweglich, feinstofflich und klar. Das Vata-Dosha herrscht bei den Jahreszeiten im Herbst/Winter vor und im Tagesverlauf zwischen 02 und 06 Uhr sowie zwischen 14 und 18 Uhr.
Vikruti
Aufgrund von ständigen Einflüssen können wir aus unserer individuellen Balance kommen. Der Ayurveda spricht dann von einer Dysbalance, bei der wir uns weg von unserem Grundnaturell (Prakruti) bewegen. Vikruti wird auch mit „gestörte Natur“ übersetzt und ist gemäß Ayurveda ein Grund, der auf lange Sicht zu Krankheiten führt. Faktoren, die uns aus unserer Balance bringen, sind z.B. unsere Ernährung, unser soziales Umfeld und unser gesamter Lebensstil.
WELCHER BEGRIFF FEHLT?
Welcher Begriff fehlt in meinem Ayurveda-Glossar? Hinterlasse mir einen Kommentar und ich ergänze ihn gerne in meiner Übersicht!
Alles Liebe, Sina
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